Plädoyer gegen die Ökonomisierung des Gesundheitswesens

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Die Vorstandsvorsitzende der Apothekerstiftung, zugleich Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Frau Gabriele Regina Overwiening, begrüßte am 15. September 2018 zirka 200 Gäste im vollbesetzten Barocksaal des Erbdrostenhofs in Münster zu der elften Vortragsveranstaltung der Stiftung. Deren Engagement erläuterte sie eingangs anhand einiger geförderter Projekte, u. a. die Bereitstellung medizinischer und pharmazeutischer Fachliteratur für Patienten sowie die Verleihung der Journalistenpreise, durch die Beiträge zum Thema der Apotheken und ihre Funktion in der Gesellschaft ausgezeichnet werden.

(v.l.) Prof. Dr. Heribert Prantl, (Gastredner), Gabriele Regina Overwiening (Vorstandsvorsitzende der Apothekerstiftung), Dr. Gerhard Bonn (KSVM)

Der diesjährige Festvortrag mit dem Titel "Ethik im Gesundheitswesen" des Juristen, Journalisten und Autoren Professor Dr. Heribert Prantl war ein bemerkenswertes Plädoyer gegen "die umfassende Ökonomisierung des Alltags sowie die des Gesundheitswesens". Er wandte sich gegen ein Gesundheitssystem, "in dem der Patient nur danach beurteilt wird, was sich an ihm verdienen lässt". Im Krankenhaus wäre der Patient nicht Patient, sondern "Kunde"; in vielen Häusern bezeichne man den "kranken Kunden als einen guten Kunden". Dagegen verwies er auf Werte wie Barmherzigkeit und Mitleid als"das Wichtigste für Kranke". Prantl, auch Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, geiselte vehement in diesem Zusammenhang "die Sucht, das ganze Leben und auch noch das Sterben am Lineal der Ökonomie zu messen". Des Weiteren kritisierte er die Praxis der Im- bzw. Re-Importe von Arzneimitteln, wobei er bemerkte, dass dadurch die Arzneimittelsicherheit nicht gewährleistet sei. Diese könne nur die Apotheke durch eine fachkundige Beratung leisten; eine "Amazonisierung" des Arzneimittelmarktes bezeichnete er als fatal.

 

Dr. Gerhard Bonn