Alter ist zweifellos eine relative Größe – galten noch vor wenigen Generationen Menschen in den 60er Jahren ihres Lebens als alt, spricht man bei dieser Gruppe heute von den jungen Alten.
Die Organisatoren des Seniorentages 2025 hatten sich eines besonderen Jubiläums als Headline angenommen – 1250 Jahre Westfalen.
Im historischen Festsaal des Rathauses zeigten rund 180 Besucher am Nachmittag des 20. März 2025 großes Interesse an diesem Ausflug in die Geschichte unseres Landesteils Nordrhein-Westfalens.


Die einleitenden Worte sprachen Angela Stähler, Bürgermeisterin und
Dr. Georg Lunemann, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.


Danach schlug zunächst der Leiter des LWL-Museums in der Kaiserpfalz Paderborn, Dr. Martin Kroker einen Bogen von der erstmalig dokumentierten Erwähnung Westfalens im Jahr 775 bis zum Königreich Westfalen des Napoleon-Bruders Jerome im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Hierbei wurde vor allem deutlich: Westfalen war im Zuge der Jahrhunderte keine fest umrissene geografische Größe. Vielmehr verschoben sich die Grenzen je nach Wechsel der Machtverhältnisse, politischen Rivalitäten oder auch eher zufälligen Wendungen der Geschichte.



In der Pause konnten sich die Besucher an den Informationsständen Ständen von der Volkshochschule Münster, des Seniorenrates Münster und der Kommunalen Seniorenvertretung Münster über die Tätigkeiten dieser Organisationen zugunsten älterer Mitbürger informieren.


Anschließend folgte eine Tanz- und Musikaufführung des Westfälischen
Volkstanzkreis Münster.
Danach ging Prof. Dr. Malte Thießen, Leiter LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte auf die Entwicklung Westfalens nach der Neuordnung Europas im Verlauf des Wiener Kongresses 1815 ein. Nunmehr gehörte Westfalen in seinen heutigen Grenzen zu Preußen.

Dr. Thießen fokussierte seinen Vortrag nicht auf Jahreszahlen; zum Beispiel, wie sich die Revolution von 1848 in Westfalen auswirkte. Vielmehr stellte er in seinem Vortrag drei große Entwicklungslinien bezüglich Westfalens in der Moderne in den Vordergrund. Diese bezogen sich auf sozio-ökonomische, sozio-kulturelle und sozio-demografische Aspekte. So ging es zum einen um den Gegensatz von Stadt und Land (und hier vor allem um die verbindende Wirkung des Eisenbahnbaus), zum anderen (Kontext Industrialisierung) um das Spannungsverhältnis Mensch-Umwelt. Last but not least ließ der Referent nicht unerwähnt, dass Westfalen Ziel vieler Migranten war. Traf dies im 19. Jahrhundert vor allem auf die Zuwanderung aus den östlichen Regionen des Deutschen Reiches ins Ruhrgebiet und die Regionen der Textilindustrie im Münsterland sowie der Möbelindustrie in Ostwestfalen zu, führte die Vertreibung aus den östlich von Oder und Neiße gelegenen Gebieten nach 1945 zu einem signifikanten Bevölkerungszuwachs in Westfalen.
Viele Besucher zeigten sich in hohem Maße angetan von den interessanten Einblicken in die westfälische Geschichte. Sicher werden nicht Wenige die Gelegenheit nutzen, ab dem 16. Mai 2025 in der Kaiserpfalz Paderborn die Sonderausstellung 775 – Westfalen zu besuchen.